Veröffentlicht am Mai 10, 2024

Zusammenfassend:

  • Flexibles Wohnen ist eine strategische Planung, die zukünftige Lebensphasen antizipiert, um teure Umbauten zu vermeiden.
  • Modulare Konzepte, mobile Trennwände und eine durchdachte Zonen-Logik sind entscheidend für anpassungsfähige Räume.
  • Die richtige Ergonomie und die Vermeidung typischer Planungsfehler, besonders im Altbau, sind für den langfristigen Komfort unerlässlich.
  • Gezielte Investitionen in transformierbare Möbel, unterstützt durch Förderungen wie von der KfW, maximieren die Funktionalität und den Wert Ihrer Immobilie.

Das Gefühl ist vielen in Deutschland vertraut: Das Zuhause, das einst perfekt schien, fühlt sich plötzlich eng, unpraktisch oder einfach nicht mehr passend an. Das Arbeitszimmer wird zum Kinderzimmer, die Kinder ziehen aus und hinterlassen leere Räume, oder der Wunsch nach einem barrierefreien Wohnen im Alter wird lauter. Die üblichen Ratschläge sind schnell zur Hand: multifunktionale Möbel kaufen, helle Farben verwenden oder einen teuren Umbau in Betracht ziehen. Doch diese Lösungen kratzen oft nur an der Oberfläche eines viel tiefer liegenden Problems.

Was wäre, wenn die wahre Lösung nicht in einzelnen Möbelstücken oder einer neuen Wandfarbe liegt, sondern in einer grundlegend anderen Denkweise? Stellen Sie sich Ihr Zuhause nicht als starre Struktur vor, sondern als eine Bühne, auf der das Leben spielt. Der Schlüssel liegt in einer vorausschauenden Raum-Choreografie – einer strategischen Planung, die es Ihren Räumen erlaubt, sich mit Ihnen und Ihren Bedürfnissen organisch zu verändern. Es geht darum, das Transformations-Potenzial Ihrer Wohnfläche von Anfang an zu maximieren und eine Umgebung zu schaffen, die intuitiv auf die verschiedenen Akte Ihres Lebens reagiert.

Dieser Ansatz verwandelt die Herausforderung des „sich anpassen Müssens“ in die kreative Möglichkeit des „bewussten Gestaltens“. Anstatt auf Veränderungen zu reagieren und hohe Kosten für Umbauten zu riskieren, agieren Sie proaktiv. In diesem Artikel entdecken Sie, wie Sie durch diese strategische Herangehensweise nicht nur kurzfristig mehr Platz und Funktionalität gewinnen, sondern langfristig eine nachhaltige, kosteneffiziente und zutiefst persönliche Wohnumgebung in Deutschland schaffen, die für jede Lebensphase bereit ist.

Um Ihnen eine klare Struktur für die Umsetzung dieser anspruchsvollen, aber lohnenden Aufgabe zu bieten, gliedert sich der folgende Leitfaden in praxisnahe Schritte. Wir beginnen mit dem finanziellen Anreiz und tauchen dann tief in die strategische Planung, die konkreten Umsetzungsmöglichkeiten und die zu vermeidenden Fehler ein.

Warum modulare Wohnkonzepte 15.000 € Umbaukosten sparen?

Die Entscheidung zwischen Umzug und Umbau ist in deutschen Ballungsräumen eine enorme finanzielle Belastung. Ein Blick auf die Immobilienpreise verdeutlicht das Dilemma: Mit Mietpreisen, die in Städten wie München die Marke von 22,63 € pro Quadratmeter übersteigen, ist ein Umzug in eine größere Wohnung oft unbezahlbar. Gleichzeitig kann ein konventioneller Umbau, etwa das Einziehen einer neuen Wand, die Elektrik und Bodenbeläge miteinbezieht, schnell 10.000 € bis 15.000 € kosten – Geld, das in die starre Struktur des Gebäudes investiert wird und bei der nächsten Lebensphasenänderung erneut anfällt.

Hier setzt das Prinzip des modularen Wohnens an. Es ist ein präventiver Ansatz, der diese zukünftigen Kosten von vornherein vermeidet. Anstatt in feste Wände zu investieren, investieren Sie in intelligente, adaptive Systeme. Ein modulares Regalsystem, das als Raumteiler, Bibliothek und Stauraum dient, kostet einen Bruchteil eines Wanddurchbruchs und kann bei Bedarf einfach umkonfiguriert oder mitgenommen werden. Ein Schlafsystem, das sich vom Einzelbett zum Doppelbett erweitern lässt, erspart den Kauf komplett neuer Möbel, wenn aus einem Single-Haushalt ein Paar-Haushalt wird.

Die Einsparung von 15.000 € ist also keine Übertreibung, sondern eine realistische Kalkulation, wenn man die Kosten für nur einen einzigen größeren Umbauzyklus (z. B. vom Paar zur Familie mit Kind) betrachtet. Modulare Konzepte ersetzen die Notwendigkeit für teure Eingriffe in die Bausubstanz durch kostengünstigere, reversible Anpassungen. Sie verlagern die Investition von unbeweglichem Beton zu beweglichem, wertbeständigem Inventar. Diese vorausschauende Denkweise ist der Kern einer nachhaltigen finanziellen und räumlichen Lebensplanung.

Letztendlich geht es darum, die Kontrolle über die eigenen vier Wände zurückzugewinnen und das Zuhause zu einem echten Partner zu machen, der sich anpasst, anstatt Widerstand zu leisten.

Wie Sie in 5 Schritten ein flexibles Raumkonzept planen?

Eine erfolgreiche Raum-Choreografie entsteht nicht zufällig. Sie ist das Ergebnis eines strategischen Prozesses, der Ihre aktuellen Bedürfnisse analysiert und zukünftige Möglichkeiten antizipiert. Statt nur Möbel zu verschieben, entwerfen Sie eine Lebensphasen-Matrix für Ihr Zuhause. Dieser Planungsansatz stellt sicher, dass Ihr Raumkonzept nicht nur heute funktioniert, sondern auch in fünf, zehn oder zwanzig Jahren noch relevant ist. Das folgende Bild visualisiert, wie verschiedene Konfigurationen für unterschiedliche Lebensabschnitte auf einem einzigen Grundriss durchdacht werden können.

Visualisierung einer Lebensphasen-Matrix für flexible Raumplanung

Wie das Konzept der Matrix andeutet, ist der Schlüssel eine vorausschauende Analyse. Fragen Sie sich: Welche Funktionen muss dieser Raum heute erfüllen? Welche könnten in Zukunft hinzukommen (z.B. Homeoffice, Pflege eines Angehörigen, Raum für ein Hobby)? Dokumentieren Sie diese Szenarien. Auf dieser Basis können Sie ein robustes Konzept entwickeln, das auf Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit ausgelegt ist. Der folgende Plan führt Sie durch die entscheidenden Schritte.

Ihr Plan zur flexiblen Raumgestaltung

  1. Funktionen definieren und priorisieren: Erstellen Sie eine Liste aller denkbaren Nutzungen für einen Raum (z.B. Schlafen, Arbeiten, Entspannen, Spielen). Bewerten Sie, welche Funktionen gleichzeitig und welche nacheinander stattfinden müssen.
  2. Transformations-Potenzial bewerten: Inventarisieren Sie Ihre bestehenden Möbel. Welche Stücke sind starr, welche flexibel? Identifizieren Sie Möbel, die leicht umgestellt, zusammengeklappt oder in ihrer Funktion verändert werden können.
  3. Zonen logisch anordnen: Planen Sie harmonische Übergänge zwischen verschiedenen Funktionsbereichen. Kombinieren Sie beispielsweise den Arbeits- und Wohnbereich so, dass der Schreibtisch nach Feierabend nicht den Erholungscharakter stört.
  4. Licht und Farbe als Werkzeug nutzen: Setzen Sie variable Beleuchtung (dimmbare Leuchten, Spots) ein, um unterschiedliche Stimmungen und Zonen zu schaffen. Helle, neutrale Grundtöne an den Wänden bilden eine flexible Basis, die durch farbige Akzente (Textilien, Bilder) leicht verändert werden kann.
  5. Flexibilität im Detail planen: Denken Sie über die großen Möbel hinaus. Setzen Sie auf modulare Regalsysteme, Rollcontainer und leichte Beistelltische, die eine schnelle Umgestaltung ohne großen Aufwand ermöglichen.

Dieser strukturierte Ansatz verwandelt eine vage Vorstellung in einen konkreten, umsetzbaren Entwurf für ein Zuhause, das mit Ihnen wächst.

Feste Wände, mobile Trennwände oder offene Zonen: Welches Konzept ist flexibler?

Die grundlegendste Entscheidung bei der Gestaltung eines anpassungsfähigen Raumes betrifft seine Struktur. Soll der Raum durch feste Wände klar definiert sein, durch mobile Elemente flexibel unterteilt werden oder als offene Zone maximale Freiheit bieten? Jedes dieser Konzepte hat spezifische Vor- und Nachteile in Bezug auf Flexibilität, Kosten und Wohnqualität. Die Wahl hängt stark von Ihrer persönlichen Lebenssituation und der baulichen Substanz Ihrer Immobilie ab.

Feste Wände bieten die beste Schalldämmung und Privatsphäre, sind aber das genaue Gegenteil von Flexibilität. Jede Änderung erfordert einen kostspieligen und schmutzigen Umbau. Offene Zonen, oft als „Loft-Charakter“ idealisiert, bieten maximale Nutzungsflexibilität, können aber schnell unruhig und unstrukturiert wirken. Die akustische und visuelle Trennung von Funktionen wie Kochen, Arbeiten und Entspannen ist eine große Herausforderung. Mobile Trennwände – von leichten Paravents über Vorhangsysteme bis hin zu professionellen Schiebewänden – stellen den Kompromiss dar. Sie ermöglichen eine schnelle und reversible Anpassung der Raumaufteilung.

Die folgende Tabelle fasst die wesentlichen Eigenschaften der drei Konzepte zusammen und dient als Entscheidungshilfe, wie aus einer aktuellen Analyse von Wohnraumkonzepten hervorgeht.

Vergleich der Raumkonzepte für flexible Wohnräume
Konzept Flexibilität Kosten Vorteile
Feste Wände Niedrig Hoch bei Umbau Beste Schalldämmung
Mobile Trennwände Sehr hoch Mittel Schnelle Anpassung
Offene Zonen Hoch Niedrig Maximale Raumnutzung

Die intelligenteste Lösung kombiniert oft Elemente: ein offener Grundriss, der durch mobile Trennwände bei Bedarf zoniert werden kann, schafft ein Höchstmaß an langfristiger Anpassungsfähigkeit.

Der Ergonomie-Fehler in flexiblen Räumen, der Rückenschmerzen verursacht

Die Freiheit flexibler Räume birgt eine oft übersehene Gefahr: die Vernachlässigung der Ergonomie. Wenn der Esstisch zum Schreibtisch, das Sofa zum Büro und das Bett zum Konferenzraum wird, leidet der Körper. Der häufigste Fehler ist die Annahme, dass eine „vorübergehende“ unergonomische Haltung keine langfristigen Folgen hat. Doch das Homeoffice ist für viele zur Dauerlösung geworden, und die Arbeit auf Möbeln, die nicht für stundenlanges Sitzen konzipiert sind, führt unweigerlich zu Verspannungen und chronischen Rückenschmerzen.

Ein flexibler Raum erfordert eine flexible Ergonomie. Das bedeutet nicht, dass Sie Ihre Wohnung mit klobigen Bürostühlen zustellen müssen. Es bedeutet, bei der Auswahl von multifunktionalen Möbeln die ergonomischen Aspekte als Kriterium miteinzubeziehen. Ein höhenverstellbarer Tisch kann sowohl als Esstisch als auch als ergonomischer Steh-Sitz-Arbeitsplatz dienen. Ein ästhetisch ansprechender Stuhl mit guter Lendenwirbelstütze ist eine bessere Wahl für den Esstisch-Arbeitsplatz als ein harter Hocker. Die Investition in einen qualitativ hochwertigen, höhenverstellbaren Schreibtisch ist eine der wichtigsten Maßnahmen für die Gesundheit im flexiblen Wohn- und Arbeitsraum.

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung mit höhenverstellbarem Schreibtisch

Wie auf dem Bild zu sehen ist, sind es oft die Details, die den Unterschied ausmachen: die richtige Höhe der Arbeitsfläche, ein unterstützender Stuhl und die korrekte Position des Bildschirms. Ignorieren Sie diese Aspekte nicht zugunsten reiner Ästhetik oder Flexibilität. Suchen Sie nach Lösungen, die beides vereinen. Mobile Laptop-Ständer, externe Tastaturen und ergonomische Sitzkissen sind kleine, kostengünstige Helfer, die eine große Wirkung auf Ihr Wohlbefinden haben können.

Ein wirklich intelligenter Raum ist nicht nur flexibel, sondern auch gesundheitsfördernd. Langfristig ist dies die nachhaltigste Form der Wohnqualität.

Wann sollten Sie in transformierbare Möbel investieren: Die 4 Kriterien?

Transformierbare Möbel – vom Schrankbett bis zum ausziehbaren Konsolentisch – sind die Stars der flexiblen Einrichtung. Doch sie sind oft eine größere Investition. Die Entscheidung, wann sich der Kauf wirklich lohnt, sollte strategisch getroffen werden. Es geht nicht darum, die Wohnung mit möglichst vielen technischen Wunderwerken zu füllen, sondern gezielt dort zu investieren, wo der größte Mehrwert entsteht. Vier Kriterien helfen Ihnen bei der Entscheidung.

Erstens, die Nutzungsfrequenz: Ein Möbelstück, dessen Transformationsfunktion täglich genutzt wird (z. B. ein Bett, das tagsüber als Schreibtisch dient), rechtfertigt eine höhere Investition als eine Lösung, die nur zweimal im Jahr für Übernachtungsgäste benötigt wird. Zweitens, der Raumgewinn: Berechnen Sie, wie viele Quadratmeter durch die Transformation tatsächlich frei werden. Je größer der gewonnene multifunktionale Raum, desto sinnvoller die Investition. Drittens, die Langfristigkeit: Passt das Möbelstück in Ihre geplante Lebensphasen-Matrix? Ein teures Schrankbett für das Gästezimmer könnte eine Fehlinvestition sein, wenn der Raum in zwei Jahren zum permanenten Kinderzimmer wird. Viertens, die Qualität der Mechanik: Billige Klapp- und Schiebemechanismen sind eine Quelle ständigen Ärgers und gehen schnell kaputt. Investieren Sie in hochwertige, langlebige Systeme.

Besonders im Hinblick auf das Wohnen im Alter gewinnt diese Investition an Bedeutung. Maßnahmen für altersgerechtes Wohnen werden in Deutschland staatlich gefördert. So ermöglicht die KfW-Bank für den barrierearmen Umbau einen Investitionszuschuss von bis zu 6.250 €. Dies kann auch für intelligent geplante, flexible Möbel gelten, die Bewegungsflächen schaffen und die Selbstständigkeit im Alter fördern.

Eine gezielte Investition in das richtige transformierbare Möbelstück ist keine Ausgabe, sondern eine langfristige Wertanlage in die Lebensqualität und Funktionalität Ihres Zuhauses.

Wie Sie mit der 7-Zonen-Methode multifunktionale Räume planen?

Um einen Raum wirklich multifunktional zu machen, reicht es nicht, einfach Möbel mit mehreren Funktionen hineinzustellen. Eine effektive Raum-Choreografie erfordert eine klare Gliederung des Raumes in verschiedene Funktionsbereiche. Die 7-Zonen-Methode ist ein strategischer Ansatz aus der Innenarchitektur, um auch auf begrenzter Fläche Ordnung und Harmonie zu schaffen, ohne Wände zu ziehen. Die Idee ist, den Raum gedanklich in Zonen aufzuteilen, die jeweils einer Hauptaktivität gewidmet sind.

Diese Zonen müssen nicht physisch getrennt sein, sondern können durch subtile visuelle und funktionale Hinweise definiert werden. Der Schlüssel liegt in der intelligenten Abgrenzung durch Licht, Farbe, Textur und Möbelplatzierung. Ein Teppich kann beispielsweise die „Entspannungs-Zone“ mit Sofa und Sessel definieren, während eine gezielte Pendelleuchte über dem Esstisch die „Ess-Zone“ markiert. Eine andere Wandfarbe oder ein Bücherregal kann den Arbeitsbereich visuell vom Rest des Raumes abkoppeln.

Die sieben Kernzonen, die in den meisten Haushalten eine Rolle spielen, sind:

  • Zone 1: Ankommen & Ablegen (Garderobe, Schlüsselablage)
  • Zone 2: Arbeiten & Konzentration (Schreibtisch, gut beleuchtet und ruhig)
  • Zone 3: Kochen & Vorbereiten (Küchenbereich)
  • Zone 4: Essen & Gemeinschaft (Esstisch, Zentrum des sozialen Lebens)
  • Zone 5: Entspannen & Rückzug (Sofa, Leseecke)
  • Zone 6: Schlafen & Erholung (Bett, möglichst abgeschirmt)
  • Zone 7: Stauraum & Organisation (Schränke, Regale, idealerweise in Nischen oder an den Rändern der Wohnfläche)

Nicht jeder Raum beherbergt alle sieben Zonen, aber die Methode zwingt Sie, über die logische Anordnung und die Übergänge nachzudenken. Ziel ist es, funktionale Inseln zu schaffen, die miteinander harmonieren, sich aber nicht gegenseitig stören.

So entsteht eine unsichtbare Architektur, die den Alltag leitet und für Klarheit und Ruhe sorgt, selbst im lebhaftesten multifunktionalen Zuhause.

Der Planungsfehler, der maßgefertigte Möbel in Altbauten unbenutzbar macht

Deutsche Altbauten mit ihren hohen Decken, Dielenböden und Stuckverzierungen haben einen einzigartigen Charme. Doch genau dieser Charakter birgt eine teure Falle bei der Planung von Einbaumöbeln. Der größte Fehler ist, von perfekten rechten Winkeln und geraden Böden auszugehen. Altbauten sind fast nie im Lot. Wände sind schief, Böden haben ein Gefälle und Ecken sind selten exakt 90 Grad. Ein auf den Millimeter genau geplantes, maßgefertigtes Regal, das am Computer perfekt aussieht, kann bei der Montage zur Katastrophe werden, wenn es nicht in die schiefe Nische passt.

Dieser Fehler macht teure Maßanfertigungen unbrauchbar oder erfordert kostspielige Nachbesserungen. Anstatt auf starre, millimetergenaue Einbauten zu setzen, ist die Lösung auch hier: Flexibilität im Design. Planen Sie von vornherein mit Toleranzen. Verstellbare Füße bei Schränken können Bodengefälle ausgleichen. Schattenfugen zwischen Möbel und Wand kaschieren ungerade Wände elegant. Noch besser ist es, auf modulare Systeme zu setzen, die sich an die Gegebenheiten anpassen, anstatt mit ihnen zu kämpfen.

Ein hervorragendes Beispiel für diesen modernen Ansatz in einem urbanen Kontext ist das Projekt „Van B“ in München. Das Architekturstudio UNStudio hat hier bewusst auf einen modularen Innenausbau gesetzt, um auf die Bedürfnisse der Bewohner und wechselnde Familienkonstellationen eingehen zu können. Das Projekt zeigt, wie flexibel anpassbare Plugin-Möbelmodule selbst in einem Neubau einen entscheidenden Vorteil bieten, um langfristig nutzbare und wertstabile Wohnräume zu schaffen. Im Altbau ist dieser Ansatz umso wichtiger, um die baulichen Eigenheiten nicht als Problem, sondern als Teil des Charakters zu integrieren.

Die Akzeptanz und intelligente Nutzung der „Unvollkommenheiten“ eines Altbaus ist der wahre Beweis für meisterhafte Planung und bewahrt Sie vor teuren Enttäuschungen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Strategie vor Ästhetik: Eine vorausschauende Lebensphasen-Planung (Raum-Choreografie) ist wichtiger als einzelne Design-Entscheidungen und spart langfristig bares Geld.
  • Flexibilität ist Trumpf: Bevorzugen Sie mobile Trennwände und modulare Systeme gegenüber starren, festen Wänden, um auf zukünftige Bedürfnisse reagieren zu können, ohne umbauen zu müssen.
  • Kontext ist entscheidend: Berücksichtigen Sie immer die spezifischen Gegebenheiten Ihrer Immobilie (z.B. schiefe Wände im Altbau) und die finanziellen Rahmenbedingungen des deutschen Wohnungsmarktes in Ihre Planung.

Multifunktionale Raumkonzepte: Wie Sie in deutschen Großstädten mehr Platz ohne Umzug gewinnen

In den Metropolen Deutschlands ist Wohnraum das knappste und teuerste Gut. Wenn in Berlin Käufer durchschnittlich 6.278 € pro Quadratmeter für Wohnungen zahlen müssen, wird jeder Quadratzentimeter kostbar. Ein Umzug in eine größere Wohnung ist für die meisten Menschen keine Option. Die einzige realistische Lösung ist, das Beste aus dem vorhandenen Platz herauszuholen. Multifunktionale Raumkonzepte sind hier keine nette Spielerei mehr, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit.

Die in diesem Artikel vorgestellten Strategien – von der Zonen-Methode über modulare Möbel bis hin zur vorausschauenden Raum-Choreografie – sind die Werkzeuge, um dieses Ziel zu erreichen. Sie ermöglichen es, die gefühlte Wohnfläche zu verdoppeln, ohne auch nur einen Cent für zusätzliche Quadratmeter auszugeben. Ein 60-Quadratmeter-Apartment kann durch intelligente Planung die Funktionalität einer 80-Quadratmeter-Wohnung erhalten. Es geht darum, ungenutztes Potenzial zu aktivieren: die Höhe der Räume durch Hochbetten, die Tiefe von Nischen durch passgenaue Regale und die Wandelbarkeit von Möbeln durch Transformation.

Dieser Ansatz führt zu einer neuen Wertschätzung des Bestehenden und fördert einen nachhaltigeren Lebensstil. Anstatt nach mehr zu streben, lernen wir, das Vorhandene intelligenter zu nutzen. Dieser Gedanke findet sich auch in Trends wie den „Tiny Houses“ wieder, wie der ALGECO Blog treffend beschreibt:

Aus den USA kommt der Trend der sogenannten ‚Tiny Houses‘: minimalistische Wohnhäuser auf kleinstem Raum. Sie sind oft mobil auf Anhängern gebaut, sodass sie flexibel einsetzbar sind. In Deutschland gelten Tiny Houses meist als Gebäude mit einer Wohnfläche von 15 bis 50 Quadratmetern.

– ALGECO, ALGECO Blog über Modulhäuser und Mobilheime

Sie müssen nicht in ein Tiny House ziehen, um von dieser Philosophie zu profitieren. Wenden Sie das Prinzip des radikalen Funktionalismus und der intelligenten Raumnutzung auf Ihre bestehende Wohnung an.

Die Fähigkeit, den eigenen Raum neu zu erfinden, ist die ultimative Form der Unabhängigkeit im angespannten städtischen Wohnungsmarkt. Die Umsetzung dieser multifunktionalen Konzepte ist Ihr Schlüssel dazu.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihr Zuhause nicht als limitierenden Faktor, sondern als Ihre größte Ressource zu betrachten. Erstellen Sie Ihre persönliche Lebensphasen-Matrix und übernehmen Sie die Regie in Ihrer eigenen Raum-Choreografie.

Häufige Fragen zur Gestaltung anpassungsfähiger Wohnräume

Wie funktioniert das Zusammenleben in Multigenerationen-Häusern?

In Multigenerationen-Häusern leben Familienmitglieder verschiedener Generationen zusammen, wobei jeder seinen eigenen Wohnbereich hat. Gemeinsame Aktivitäten und Unterstützung sind Teil des Konzepts, aber die Privatsphäre bleibt gewahrt, oft durch separate Wohneinheiten oder klar getrennte Zonen.

Wie kann man Zonen ohne Wände trennen?

Durch den Einsatz von flexiblen, leicht verschiebbaren Trennelementen lässt sich der Wohnraum nach Bedarf neu definieren. Dazu gehören nicht nur Möbel wie Regale, sondern auch Schiebetüren, Vorhangsysteme oder sogar mobile Pflanzenwände, die eine visuelle und teilweise akustische Trennung schaffen.

Geschrieben von Sabine Wagner, Sabine Wagner ist Diplom-Ingenieurin für Innenarchitektur mit 12 Jahren Erfahrung in der Gestaltung zeitgenössischer Wohn- und Arbeitsräume. Sie führt ein eigenes Planungsbüro in Hamburg, das sich auf multifunktionale Raumkonzepte für urbane Wohnflächen und moderne Büroumgebungen spezialisiert hat.