
Zusammenfassend:
- Die meisten teuren Mängel entstehen unsichtbar; Kontrolle muss vor der Verdeckung der Bauteile stattfinden.
- Konzentrieren Sie sich auf die Prüfung von „Systemen“ (z.B. die komplette Abdichtung), nicht nur auf sichtbare Einzelfehler.
- Die Prüfung von Abdichtung und Wärmeschutz sind entscheidend, um die größten Kostenfallen zu umgehen.
- Ein frühzeitiges, dokumentiertes Eingreifen bei Verdacht ist wirksamer als eine späte Konfrontation.
Eine Hybridstrategie aus gezielter Expertenhilfe für kritische Gewerke und wachsamer Eigenkontrolle bietet den besten Schutz.
Der Bau des eigenen Hauses ist für die meisten Menschen in Deutschland die größte Investition ihres Lebens. Ein Traum, der jedoch schnell zum Albtraum werden kann, wenn sich nach der Fertigstellung gravierende Baumängel offenbaren. Die gängigen Ratschläge sind bekannt: Alles fotografieren und zur Endabnahme einen Experten mitnehmen. Doch was, wenn die teuersten Fehler zu diesem Zeitpunkt längst unter Estrich, Putz und Verkleidungen verschwunden sind? Die durchschnittlichen Kosten für die Beseitigung unentdeckter Mängel können durchschnittliche Mängelbeseitigungskosten von über 25.000 € erreichen – eine Summe, die Budgets sprengt und Existenzen gefährden kann.
Dieser Leitfaden bricht mit der rein reaktiven Sichtweise. Die Wahrheit ist: Wirkliche Qualitätssicherung ist keine Mängelsuche am Ende, sondern ein proaktiver Prozess während der gesamten Bauphase. Der Schlüssel liegt nicht darin, einen Riss in der Wand zu finden, sondern zu verhindern, dass die fehlerhafte Abdichtung dahinter überhaupt erst entsteht. Es geht darum, die Systemintegrität kritischer, bald verdeckter Gewerke zu verstehen und in den entscheidenden kritischen Kontrollfenstern zu validieren. Statt sich auf eine finale Konfrontation vorzubereiten, lernen Sie, den Bauprozess mit der Präzision und der Voraussicht eines Sachverständigen zu begleiten. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die typischen Fehlerquellen frühzeitig erkennen, die Kommunikation mit den Handwerkern auf eine professionelle Ebene heben und so die Qualität Ihres Bauvorhabens aktiv sichern, anstatt später teuer nachbessern zu müssen.
Dieser Artikel führt Sie durch die entscheidenden Phasen und Kontrollpunkte, um die Qualität Ihrer Bauausführung in Deutschland strategisch zu steuern. Erfahren Sie, welche Prüfungen Sie selbst durchführen können, wann der Einsatz eines Sachverständigen unverzichtbar ist und wie Sie die häufigsten und kostspieligsten Fehler von vornherein vermeiden.
Inhaltsverzeichnis: So sichern Sie die Qualität Ihrer Bauausführung
- Warum 85 % der Baumängel während der Bauphase unentdeckt bleiben?
- Wie Sie die 9 kritischen Kontrollpunkte bei jeder Bauabnahme prüfen?
- Baubegleitung durch Sachverständige oder Eigenüberwachung: Was lohnt sich?
- Der Abdichtungs-Fehler, der 70 % der Feuchtigkeitsschäden verursacht
- Wann sollten Sie einen Baustopp durchsetzen: Die 4 Alarmzeichen?
- Der Wärmeschutz-Fehler, der 80 % der Bauherren 15.000 € kostet
- Warum 70 % der Renovierungsprojekte das Budget um 30 % überschreiten?
- Erfolg Ihres Bau- oder Renovierungsprojekts: Wie Sie in Deutschland Kostenfallen vermeiden und Planungssicherheit erreichen
Warum 85 % der Baumängel während der Bauphase unentdeckt bleiben?
Die erschreckend hohe Zahl unentdeckter Baumängel liegt nicht an der Unachtsamkeit der Bauherren, sondern an der Natur des Bauprozesses selbst. Die kritischsten Fehler passieren bei den sogenannten verdeckten Gewerken – also Bauteilen, die nach kurzer Zeit nicht mehr sichtbar oder zugänglich sind. Eine fehlerhafte Kellerabdichtung wird verfüllt, eine undichte Dampfbremse hinter Gipskartonplatten versteckt und mangelhafte Rohinstallationen werden einbetoniert. Wenn der Mangel Jahre später durch Feuchtigkeit oder Energieverluste sichtbar wird, ist die Sanierung komplex und extrem kostspielig.
Laut aktuellen Branchenstatistiken weisen 75 % aller Neubauten in Deutschland Mängel auf. Ein Großteil davon hätte während der Bauausführung entdeckt werden können. Das Problem ist das Timing: Die meisten Bauherren konzentrieren sich auf die finale Bauabnahme. Doch zu diesem Zeitpunkt sind die entscheidenden Kontrollfenster bereits geschlossen. Die Überprüfung der Systemintegrität muss erfolgen, bevor der nächste Bauschritt den vorherigen verdeckt. Ein dramatisches Beispiel aus der Praxis war der Abriss eines Parkhauses in den frühen 2000er Jahren, dessen Statik fehlerhaft war – ein versteckter Mangel mit Kosten in Millionenhöhe, der die Notwendigkeit kontinuierlicher Überwachung verdeutlicht.
Der Fokus muss sich daher von der reaktiven Mängelsuche bei der Endabnahme hin zur präventiven Validierung in Echtzeit verlagern. Es geht darum, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen und die Ausführung in den kurzen, aber kritischen Momenten zu prüfen, in denen die Qualität eines Systems noch sichtbar ist. Nur so lässt sich die Falle der verdeckten Mängel und der daraus resultierenden Folgekosten-Logik wirksam umgehen.
Wie Sie die 9 kritischen Kontrollpunkte bei jeder Bauabnahme prüfen?
Auch wenn der Titel von neun Kontrollpunkten spricht, ist es in der Praxis effektiver, die Prüfung nicht anhand einer starren Liste, sondern entlang der kritischen Gewerke und Systeme zu strukturieren. Eine „Bauabnahme“ findet nicht nur am Ende statt, sondern auch in Form von Teilabnahmen nach wichtigen Bauabschnitten. Als wachsamer Bauherr sollten Sie Ihren Fokus auf die übergeordneten Funktionsbereiche legen, die für die Langlebigkeit und Sicherheit Ihres Hauses entscheidend sind. Diese Prüfung ist Ihre erste Verteidigungslinie, um die Systemintegrität zu gewährleisten.
Die wichtigsten Prüfbereiche umfassen:
- Fundament und Abdichtung: Sind die Abdichtungsbahnen korrekt verlegt, insbesondere an Anschlüssen und Durchdringungen? Ist die Hohlkehle zwischen Bodenplatte und Wand sauber ausgeführt?
- Rohbau und Statik: Entspricht der Wandaufbau den Plänen? Sind Bewehrungen korrekt platziert, bevor betoniert wird?
- Dachkonstruktion und Eindeckung: Ist die Unterspannbahn faltenfrei und verklebt? Sind Anschlüsse an Gauben und Schornsteinen fachgerecht ausgeführt?
- Fenstereinbau und Anschlüsse: Wurden die Fenster nach den Regeln der Technik mit den richtigen Dichtbändern (innen dichter als außen) eingebaut?
- Wärmedämmung und Luftdichtheit: Ist die Dämmung lückenlos verlegt? Ist die luftdichte Ebene (Dampfbremsfolie) unbeschädigt und sind alle Stöße und Anschlüsse sorgfältig verklebt?
Bei jeder Begehung ist ein detailliertes Protokoll unerlässlich. Dieses Dokument ist nicht nur eine Gedächtnisstütze, sondern im Streitfall ein wichtiges Beweismittel. Es sollte Datum, anwesende Personen, den geprüften Bauabschnitt, festgestellte Mängel (mit Fotos) und vereinbarte Fristen zur Nachbesserung enthalten. Präzision ist hier Ihr stärkster Verbündeter.

Die professionelle Dokumentation, wie sie auf diesem Bild angedeutet wird, bildet die Grundlage für eine rechtssichere Kommunikation mit dem Bauunternehmen. Jeder notierte Punkt sollte klar, unmissverständlich und nachvollziehbar formuliert sein. Ihre Aufgabe ist es, Abweichungen vom Soll-Zustand (gemäß Bauleistungsbeschreibung und anerkannten Regeln der Technik) festzuhalten, nicht, die Ursache zu analysieren – das ist Aufgabe des Handwerkers.
Baubegleitung durch Sachverständige oder Eigenüberwachung: Was lohnt sich?
Angesichts der Komplexität moderner Bauvorhaben und der drohenden Kosten bei unentdeckten Mängeln stellt sich für jeden Bauherrn in Deutschland die Frage: Reicht die eigene Wachsamkeit oder ist die Investition in einen professionellen Bausachverständigen unumgänglich? Die Antwort liegt oft in einer intelligenten Kombination aus beidem. Eine rein passive Haltung ist fahrlässig, während eine lückenlose Expertenbegleitung für viele Budgets nicht realisierbar ist. Der Schlüssel zum Erfolg ist eine Hybridstrategie, die gezielte Expertise mit engagierter Eigenkontrolle verbindet.
Die rein finanziellen Argumente sind eindeutig. Die Kosten für einen Sachverständigen, die oft zwischen 1 und 1,5 % der Bausumme liegen, erscheinen zunächst hoch. Doch stellt man sie den durchschnittlichen Nachbesserungskosten gegenüber, die bei zu spät entdeckten Mängeln schnell Summen von über 25.000 € erreichen, wird die Investition zu einer Versicherung gegen den finanziellen Super-GAU. Ein unabhängiger Experte erkennt Probleme, die ein Laie niemals sehen würde, und seine professionellen Protokolle haben vor Gericht ein ungleich höheres Gewicht.
Die folgende Tabelle verdeutlicht die Diskrepanz zwischen den beiden Ansätzen:
| Kriterium | Mit Sachverständigem | Ohne Sachverständigem |
|---|---|---|
| Kosten | 1-1,5% der Bausumme | 0 € (initial) |
| Erkennungsrate versteckter Mängel | Über 90% | Unter 30% |
| Durchschnittliche Nachbesserungskosten | < 5.000 € | Oft > 25.000 € |
| Rechtssicherheit | Sehr hoch | Niedrig |
| Dokumentationsqualität | Professionell & gerichtsfest | Oft lückenhaft |
Die Daten zeigen, dass der Verzicht auf einen Sachverständigen ein hohes Risiko darstellt. Eine kluge Strategie ist daher nicht ein „Entweder-oder“, sondern ein „Sowohl-als-auch“. Überwachen Sie die sichtbaren und für Sie verständlichen Arbeiten selbst und ziehen Sie den Experten gezielt für die Abnahme der verdeckten Gewerke hinzu, deren Qualität Sie nicht beurteilen können. Dieser Fahrplan hilft Ihnen, Ihr Budget optimal einzusetzen.
Ihr Fahrplan zur optimalen Bauüberwachung
- Sachverständigen für kritische unsichtbare Gewerke buchen (Abdichtung, Rohbau, Statik)
- Digitales Bautagebuch mit Foto-Dokumentation selbst führen (z.B. mit App)
- Detaillierte Checklisten für sichtbare Gewerke erstellen und selbst prüfen
- Bei Mängelverdacht sofort schriftlich per Einschreiben dokumentieren
- Qualifikation des Sachverständigen über IHK oder Architektenkammer prüfen
Der Abdichtungs-Fehler, der 70 % der Feuchtigkeitsschäden verursacht
Wenn es ein einzelnes Gewerk gibt, das über die Langlebigkeit und den Wert eines Hauses entscheidet, dann ist es die Abdichtung. Paradoxerweise wird gerade hier oft am falschen Ende gespart oder die Ausführung vernachlässigt. Eine Studie des Verbands Privater Bauherren (VPB) ist alarmierend: Rund 60 % aller Baumängel entstehen durch fehlerhafte Abdichtung oder unzureichende Dämmung. Diese Fehler sind die tickende Zeitbombe im Fundament Ihres Hauses, denn die Folgeschäden wie Schimmelbildung, Zerstörung der Bausubstanz und gesundheitliche Probleme sind immens.
Der häufigste und zugleich fatalste Fehler liegt in der mangelhaften Ausführung von Details. Es ist selten die Fläche, die undicht ist, sondern fast immer die Anschlüsse: die Hohlkehle zwischen Bodenplatte und Kellerwand, die Durchdringungen für Rohre und Kabel oder die Anbindung an bodentiefe Fenster. Hier muss die Systemintegrität perfekt sein. Jeder noch so kleine Spalt, jede unsaubere Verklebung kann über die Jahre zu massiven Feuchtigkeitseintritten führen. Als Bauherr müssen Sie lernen, genau auf diese kritischen Punkte zu achten, bevor sie verfüllt und für immer unsichtbar werden.

Das Bild zeigt eine fachgerecht ausgeführte Hohlkehle – die kritische Schnittstelle, an der Boden und Wand aufeinandertreffen. Achten Sie auf eine saubere, gleichmäßige Ausformung und eine nahtlose Verbindung der Dichtbahnen. Fotografieren Sie diese Details aus nächster Nähe. Diese Bilder sind Ihr Beweis für die ausgeführte Qualität. Ein Sachverständiger unterstreicht die Wichtigkeit dieser Prävention. Wie das Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern zitiert, ist die richtige Herangehensweise entscheidend:
Die korrekte Abdichtung und Dämmung sind essenziell, um spätere Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden. Bauen Sie lieber etwas mehr Budget für hochwertige Materialien ein, das zahlt sich langfristig aus.
– Sachverständiger für Bauwesen, Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern
Ihre Aufgabe ist es, die Handwerker für diese Details zu sensibilisieren. Fragen Sie nach, lassen Sie sich die Ausführung erklären und dokumentieren Sie den Zustand vor der Verdeckung. Diese Wachsamkeit ist der wirksamste Schutz vor dem häufigsten aller Baumängel.
Wann sollten Sie einen Baustopp durchsetzen: Die 4 Alarmzeichen?
Ein Baustopp ist das schärfste Schwert des Bauherrn und sollte mit Bedacht, aber konsequent eingesetzt werden. Ihn auszusprechen bedeutet eine Eskalation, die das Verhältnis zum Bauunternehmer nachhaltig belasten kann. Dennoch gibt es Situationen, in denen Zögern fahrlässig wäre und zu irreparablen Schäden oder untragbaren Risiken führen würde. Die rechtliche Grundlage dafür ist in Deutschland klar geregelt, insbesondere wenn ein Vertrag nach VOB/B (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) geschlossen wurde. Nach § 4 Abs. 7 VOB/B kann der Auftraggeber die Arbeiten einstellen lassen, wenn der Auftragnehmer eine vertragswidrige Leistung ausführt, die die Sicherheit des Bauwerks gefährdet.
Doch wann ist dieser Punkt erreicht? Es gibt vier klare Alarmzeichen, bei denen Sie nicht nur das Recht, sondern die Pflicht haben, sofort zu handeln und einen schriftlichen Baustopp zu veranlassen, idealerweise nach Rücksprache mit einem Bausachverständigen oder einem Fachanwalt für Baurecht. Diese Signale deuten auf fundamentale Probleme hin, die nicht durch einfache Nachbesserungen zu heilen sind.
Achten Sie auf folgende kritische Indikatoren:
- Zahlungsforderung trotz unfertiger Leistung: Der Unternehmer fordert die nächste Rate gemäß Zahlungsplan, obwohl der entsprechende Bauabschnitt offensichtlich unvollständig oder mangelhaft ist. Hier gilt: Zahlung verweigern, Mängel schriftlich rügen und den Stopp androhen.
- Ignorieren von Mängelrügen: Sie haben einen wesentlichen Mangel schriftlich und mit Fristsetzung (z.B. 14 Tage) angezeigt, aber das Unternehmen reagiert nicht oder weigert sich, nachzubessern.
- Gefährdung der Sicherheit: Sie beobachten offensichtliche Verstöße gegen die Baustellenverordnung (BaustellV), wie fehlende Absturzsicherungen, nicht gesicherte Baugruben oder andere Gefahren für Leben und Gesundheit.
- Verwendung falscher Materialien: Es werden nachweislich minderwertigere oder andere als die vertraglich vereinbarten Materialien verwendet, ohne dass dies mit Ihnen abgesprochen wurde. Dies ist ein schwerwiegender Vertrauensbruch.
In diesen Fällen ist ein sofortiger, schriftlich dokumentierter Baustopp unerlässlich, um größeren Schaden abzuwenden. Die Abnahme einer mangelhaften Leistung kann weitreichende rechtliche Folgen haben, einschließlich der Umkehr der Beweislast. Ein rechtzeitiger Stopp ist oft die wirtschaftlich vernünftigere Entscheidung.
Der Wärmeschutz-Fehler, der 80 % der Bauherren 15.000 € kostet
In Zeiten steigender Energiekosten und hoher gesetzlicher Anforderungen (Gebäudeenergiegesetz, GEG) ist ein lückenloser Wärmeschutz keine Option mehr, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Ein häufiger und extrem teurer Fehler ist die unzureichende Luftdichtheit der Gebäudehülle. Wärmebrücken und Leckagen in der Dampfbremse führen nicht nur zu einem drastisch erhöhten Energieverbrauch, sondern können auch schwere Bauschäden durch Kondenswasser und Schimmel verursachen. Besonders bitter wird es, wenn dadurch der angestrebte Effizienzhaus-Standard verfehlt wird und Fördergelder der KfW-Bank zurückgefordert werden.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert energieeffizientes Bauen und Sanieren großzügig. Für die Sanierung zum Effizienzhaus gibt es beispielsweise Kredite von bis zu 150.000 € je Wohneinheit mit hohen Tilgungszuschüssen. Diese Förderung ist jedoch an das Erreichen klar definierter technischer Standards geknüpft, deren Nachweis oft durch einen sogenannten Blower-Door-Test (Differenzdruck-Messverfahren nach DIN EN 13829) erfolgt. Scheitert dieser Test, ist die gesamte Förderung in Gefahr.
Fallbeispiel: Verlust von KfW-Fördergeldern durch Wärmebrücken
Ein Bauherrenpaar plante einen Neubau als KfW-Effizienzhaus 40. Die Bauausführung der luftdichten Ebene wurde jedoch nur oberflächlich kontrolliert. Anschlüsse an Fenstern und Steckdosen waren unsauber verklebt. Beim finalen Blower-Door-Test nach Fertigstellung des Innenputzes wurde der erforderliche Grenzwert deutlich verfehlt. Die aufwendige Suche nach den Lecks und deren Abdichtung verursachte nicht nur hohe Nachbesserungskosten von über 15.000 €, sondern gefährdete auch den Zeitplan und führte zum Verlust eines Teils des KfW-Zuschusses. Wäre der Test vor dem Verputzen durchgeführt worden, hätte die Nachbesserung nur einen Bruchteil gekostet.
Dieses Beispiel zeigt die Wichtigkeit des Timings. Der Blower-Door-Test sollte idealerweise dann stattfinden, wenn die luftdichte Hülle fertig, aber noch sichtbar ist. Als Bauherr können Sie die kritischen Stellen auch selbst vorab inspizieren. Kontrollieren Sie visuell alle Anschlüsse von Rollladenkästen und Fenstern und prüfen Sie die Verklebungen der Dampfbremsfolie an Durchdringungen wie Steckdosen, Lichtschaltern und Lüftungsrohren. Selbst ein günstiges Infrarot-Thermometer kann helfen, grobe Wärmebrücken an kalten Tagen aufzuspüren.
Warum 70 % der Renovierungsprojekte das Budget um 30 % überschreiten?
Budgetüberschreitungen bei Renovierungs- und Sanierungsprojekten sind so häufig, dass sie fast schon als normal gelten. Die Ursachen sind vielschichtig, lassen sich aber auf drei Kernprobleme zurückführen: unentdeckte Mängel im Altbestand, unzureichende Planung und nachträgliche Änderungswünsche. Während Bauherren bei einem Neubau von einer relativ klaren Ausgangsbasis ausgehen können, ist eine Renovierung immer auch eine Entdeckungsreise in die Substanz eines bestehenden Gebäudes – und diese hält oft unliebsame Überraschungen bereit.
p>Eine der größten Kostenfallen liegt im Verborgenen. Wenn Wände geöffnet oder Böden entfernt werden, kommen oft Schäden zum Vorschein, die im ursprünglichen Angebot nicht kalkuliert waren: feuchtes Mauerwerk, marode Balken, veraltete Elektrik oder eine mangelhafte Dämmung. Besonders bei Erdarbeiten, etwa für einen Anbau oder eine Kellerisolierung, ist das Risiko hoch. Eine Umfrage unter Bauherren in Deutschland ergab, dass bei Erdarbeiten allein fast die Hälfte der Projekte das geplante Budget überschreitet. Diese unvorhergesehenen Notwendigkeiten sprengen nicht nur den Kosten-, sondern auch den Zeitplan.
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist eine lückenhafte Leistungsbeschreibung im Vertrag. Je ungenauer definiert ist, welche Arbeiten mit welchen Materialien auszuführen sind, desto größer ist der Spielraum für Nachträge seitens der Handwerker. Formulierungen wie „Bodenbelag nach Wahl“ oder „Sanitärausstattung mittlerer Art und Güte“ sind Einladungen für spätere Diskussionen und Zusatzkosten. Eine präzise Planung, die jedes Detail von der Steckdose bis zur Fliese festlegt, ist die beste Versicherung gegen Budgetüberschreitungen.
Zuletzt sind es oft die Bauherren selbst, die durch Änderungswünsche während der Bauphase die Kosten in die Höhe treiben. Eine andere Wandfarbe ist schnell geändert, doch die Verlegung einer Wand oder die Änderung des Badlayouts kann eine Kaskade von Anpassungen bei Statik, Elektro- und Sanitärinstallationen auslösen. Jeder dieser „kleinen“ Wünsche wird vom Unternehmer als Nachtrag abgerechnet – oft zu einem höheren Preis als bei der ursprünglichen Kalkulation.
Das Wichtigste in Kürze
- Proaktive Kontrolle ist entscheidend: Die teuersten Mängel sind die, die nach der Bauphase unsichtbar sind. Kontrollieren Sie kritische Gewerke wie Abdichtung und Dämmung, bevor sie verdeckt werden.
- Dokumentation ist Ihre Versicherung: Führen Sie ein lückenloses Bautagebuch mit Fotos und erstellen Sie detaillierte Protokolle bei jeder Begehung. Im Streitfall ist dies Ihr wichtigstes Beweismittel.
- Kombinieren Sie Expertise mit Eigeninitiative: Nutzen Sie Sachverstand gezielt für komplexe, verdeckte Gewerke und überwachen Sie die sichtbaren Baufortschritte selbst. Diese Hybrid-Strategie maximiert die Sicherheit bei optimiertem Budget.
Erfolg Ihres Bau- oder Renovierungsprojekts: Wie Sie in Deutschland Kostenfallen vermeiden und Planungssicherheit erreichen
Der Erfolg eines Bau- oder Renovierungsprojekts in Deutschland hängt nicht allein von der technischen Qualität der Ausführung ab, sondern maßgeblich von der strategischen Vorbereitung und der Auswahl verlässlicher Partner. Angesichts der angespannten Marktlage, in der laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) der Neubaubedarf das Angebot deutlich übersteigt, stehen Bauherren unter Druck. Diese Situation darf jedoch nicht zu überstürzten Entscheidungen führen. Eine sorgfältige Due-Diligence-Prüfung Ihrer potenziellen Baupartner ist die fundamentalste Maßnahme, um Kostenfallen und existenziellen Stress zu vermeiden.
Bevor Sie einen Vertrag unterschreiben, müssen Sie zum Detektiv werden. Vertrauen ist gut, aber eine professionelle Überprüfung der Bonität und Reputation des Unternehmens ist besser. Fordern Sie Referenzen an und – ganz wichtig – kontaktieren Sie diese ehemaligen Kunden. Fragen Sie gezielt nach Budgettreue, Termineinhaltung und der Reaktion auf Mängelrügen. Eine persönliche Besichtigung einer aktuellen Baustelle des Unternehmens kann ebenfalls aufschlussreiche Einblicke in die Arbeitsweise und die Ordnung vor Ort geben.
Ein weiterer entscheidender Hebel für die Planungssicherheit ist der Vertrag selbst. Bestehen Sie auf einem Zahlungsplan, der sich streng an der Makler- und Bauträgerverordnung (MaBV) orientiert. Diese schreibt vor, dass Zahlungen nur nach tatsächlich erbrachten und fertiggestellten Bauabschnitten fällig werden. Dies schützt Sie vor überhöhten Vorauszahlungen und sichert Ihnen ein wichtiges Druckmittel bei Mängeln. Planen Sie zudem von Anfang an einen festen Puffer von mindestens 15 % der Bausumme für Unvorhergesehenes ein. Dieses Geld sollte nicht für Sonderwünsche, sondern ausschließlich für unvorhersehbare Notwendigkeiten reserviert sein.
Die Kombination aus wachsamer Eigenkontrolle, gezieltem Expertenrat und vor allem einer sorgfältigen Auswahl und vertraglichen Absicherung Ihrer Partner verwandelt ein riskantes Abenteuer in ein steuerbares Projekt. Übernehmen Sie die Kontrolle von Anfang an.
Beginnen Sie noch heute damit, Ihr Bau- oder Renovierungsvorhaben auf eine solide, sichere Basis zu stellen. Eine professionelle Vertragsprüfung und eine fundierte Partnerauswahl sind die ersten und wichtigsten Schritte zu Ihrem erfolgreichen Projekt.